Kurzsichtigkeit

Was ist Myopie (Kurzsichtigkeit)

Myopie, auch Kurzsichtigkeit genannt, ist eine häufige Fehlsichtigkeit, bei der Gegenstände in der Ferne unscharf erscheinen, während nahe Objekte scharf gesehen werden können. Dies geschieht, wenn das Licht nicht direkt auf der Netzhaut fokussiert wird, sondern vor ihr.

Bei der normalen Sicht wird das Licht, das ins Auge kommt, durch die Hornhaut und die Linse gebrochen, sodass es genau auf der Netzhaut gebündelt wird. Bei Myopie ist das Auge zu lang oder die Brechkraft von Hornhaut und Linse zu stark. Der Brennpunkt des Lichts liegt dann vor der Netzhaut.

Ein kleines Mädchen mit Brille hält Kirschen in die Kamera.

Wie sieht ein Mensch mit Myopie?

Menschen mit Myopie können Schwierigkeiten haben, Dinge in der Ferne klar zu erkennen, wie zum Beispiel Straßenschilder oder das Schultafelbild aus der letzten Reihe. Auf der anderen Seite können Gegenstände in der Nähe klar gesehen werden.

Was ist Myopieprogression?

Myopieprogression bezeichnet das Fortschreiten oder die Zunahme der Kurzsichtigkeit im Laufe der Zeit. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Myopie über die Jahre schleichend immer stärker werden. Dies bedeutet, dass die Sehstärke immer schlechter wird und die Brille oder Kontaktlinsen immer stärkere Werte erfordern.

Warum tritt Myopie besonders im Kindes- und Jugendalter auf?

Im Kindes- und Jugendalter befindet sich das Auge noch im Wachstumsprozess. Während dieser Zeit kann durch verschiedene Faktoren das Augenlängenwachstum beeinflusst werden, sodass eine zunehmende Kurzsichtigkeit entsteht. Die die Myopieprogression ist deshalb oft während der Wachstumsjahre am stärksten ausgeprägt, also etwa im Alter von 6 bis 18 Jahren.

Warum ist die Myopieprogression im Kindes- und Jugendalter problematisch?

  • Stärker werdende Brillenwerte: Jedes Jahr kann sich die Sehstärke verschlechtern, sodass Kinder und Jugendliche immer stärkere Brillen oder Kontaktlinsen benötigen.
  • Erhöhtes Risiko für schwerwiegende Augenkrankheiten: Eine hohe Myopie (ab etwa -6 Dioptrien) erhöht das Risiko für ernsthafte Augenkrankheiten im Erwachsenenalter. Bedingt durch den zu großen Augapfel sind häufig insbesondere Aderhaut und Netzhaut gedehnt und verdünnt. Deshalb treten degenerative Erkrankungen wie Netzhautablösungen, Grüner Star (Glaukom) und Grauer Star (Cataract) häufiger auf und können sich bereits im vierten oder fünften Lebensjahrzehnt bemerkbar machen.
  • Sehstörungen im Alltag: Die verschlechterte Sehkraft kann die Lebensqualität beeinträchtigen, etwa beim Lernen, beim Sport oder bei anderen Aktivitäten.

Ursachen der Myopieprogression

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko der Myopieprogression beeinflussen können:

  • Genetische Veranlagung: Wenn ein oder beide Elternteile myop sind, steigt das Risiko, dass auch die Nachkommen eine Myopie entwickeln.
  • Leseabstand: Intensive Naharbeit wie Lesen, Handys benutzen oder längeres Arbeiten am Computer, kann die Entwicklung und Progression von Myopie fördern. Dies tritt besonders dann auf, wenn der Leseabstand 30 cm unterschreitet. Das ständige Fokussieren auf nahe Objekte kann die Augenmuskeln überlasten und das Auge in eine längere Form wachsen lassen.
  • Zu wenig Zeit im Freien: Studien zeigen, dass der Aufenthalt im Freien von mindestens 2 Stunden/ Tag den größten protektiven Einfluss auf die Myopieentwicklung hat. Das natürliche Tageslicht und das Fokussieren auf entfernte Objekte scheint einen schützenden Effekt zu haben.

Wie wird die Myopie im Kindes- und Jugendalter behandelt?

Kurzsichtigkeit kann nicht geheilt werden. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, um das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen:

  • Spezielle Brillengläser: Inzwischen bieten viele renommierte Hersteller spezielle Brillengläser an: Das Prinzip basiert darauf, dass viele sehr kleine, im Glas eingeschliffene zusätzliche Linsen das Licht in der Peripherie der Netzhaut verändern und so zu einem reduzierten Längenwachstum des Auges führen. Diese Linsen sind von außen kaum sichtbar und stören den Träger bei seinen Sehanforderungen nicht.
  • Orthokeratologie (Ortho-K): Auch diese Kontaktlinsen basieren auf dem oben genannten Prinzip, jedoch werden sie nur über Nach getragen. Dadurch wird die Augenoberfläche vorübergehend so verformt, dass tagsüber ohne Brille und ohne Kontaktlinsen gut gesehen werden kann. Die Randbereiche der Augenoberfläche (Hornhaut) werden so verändert, dass eine zweite Bildebene vor der Netzhaut erzeugt wird und das Auge den Reiz zum Längenwachstum verliert.
  • Atropin-Augentropfen: Diese Tropfen werden in sehr niedrigen Konzentrationen verwendet, um das Fortschreiten der Myopie zu bremsen. Atropin blockiert die Muskelaktivität des Auges und verlangsamt so die Veränderung der Augenform. Die Augentropfen werden abends vor dem zu Bett gehen angewendet. Inzwischen werden sie vor allem zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen angewendet, wenn diese alleine nicht ausreichen, um das Augenlängenwachstunm adäquat zu bremsen.
  • Verhaltensänderungen: Mehr Zeit im Freien: Studien zeigen, dass Kinder, die mehr Zeit draußen verbringen (mindestens 2 Stunden pro Tag), ein geringeres Risiko haben, eine Myopie zu entwickeln oder deren Fortschreiten zu erleben.
  • Naharbeit: Kinder sollten darauf achten, regelmäßig Pausen bei der Naharbeit zu machen (alle 20–30 Minuten), um die Augen zu entlasten. Auch eine Leseabstand von mindestens 30 cm sollte konsequwnt eingehalten werden.

Was können Eltern tun, um die Myopieprogression zu verhindern?

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Achten Sie darauf, mit Ihrem Kind regelmäßige Termine beim Augenarzt wahrzunehmen, um die Sehstärke zu überprüfen. Insbesondere, wenn Schwierigkeiten beim Sehen in die Ferne beklagt werden, ist eine Kontrolle beim Augenarzt angeraten.
  • Förderung von Aktivitäten im Freien: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind viel Zeit draußen verbringt, da das Tageslicht nachgewiesener Maßen eine schützende Wirkung auf die Augen hat.
  • Ergonomische Lesegewohnheiten: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind beim Lesen oder Arbeiten am Bildschirm regelmäßig Pausen macht und den richtigen Abstand zum Buch oder Bildschirm einhält.
  • Frühzeitige Intervention: Wenn eine Myopie festgestellt wird, sollten Sie frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um das Fortschreiten der Fehlsichtigkeit zu bremsen. Der Augenarzt kann passende Behandlungsoptionen empfehlen.

Zusammengefasst

Myopie (Kurzsichtigkeit) tritt häufig im Kindes- und Jugendalter auf und kann im Verlauf des Wachstums zunehmend stärker werden. Eine rasche Zunahme der Kurzsichtigkeit bezeichnet man als Myopieprogression. Eine frühzeitige Behandlung und gezielte Präventionsmaßnahmen können helfen, das Fortschreiten zu verlangsamen und das Risiko für spätere Augenschäden zu vermeiden. Regelmäßige Augenuntersuchungen und ausreichend Zeit im Freien sind wichtige Faktoren, um das Risiko der Myopieentwicklung zu senken.

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